«So entdecken wir mit Rosa die stillen Seiten von Zürich»

«Schon nach ein paar Schwimmzüge verschmolz Rosas Körper mit dem Wasser, das in Ufernähe klar und durchsichtig war. Der See hatte nicht die eine Farbe, er hat viele Farben. Es gab das aufgewühlte Flaschengrün nach langanhaltenden Sommerregenfällen. Es gab das hellschäumende Schieferblau bei Platzregen im Frühling. Und ein stumpfes Schiefergrau an Hochnebeltagen im November. Es gab das Azurblau unter einem strahlendblauen Herbsthimmel, wenn auch rundherum alle Farben satter und voller waren als sonst. Und es gab noch viele, viele mehr. Unter anderem diesen Schimmer von Türkisblau, wenn sich die Algen im Sommer in die tieferen Schichten zurückzogen. Rosa konnte wogende Fischschwärme vor dem mit Sandwellen bedeckten Grund erkennen, vielleicht Rotfedern oder auch Egli. Die gleichmässigen, sich wiederholenden Bewegungen ihres vom Wasser getragenen Körpers verlangsamten den Gedankenstrom in ihrem Kopf. Ein Zustand, wie sie ihn auch beim Kochen erlebte oder auf Spaziergängen und Wanderungen, wenn sich die Gedanken wie von allein zu ordnen begannen.» (S. 32)

Es sind solche Passagen, die den Roman von Seraina Kobler höchst lesenswert machen. Klar, ist die Krimihandlung auch spannend und die angesprochenen Themen sind bedenkenswert. Es sind aber die präzisen Beschreibungen der Stadt, die in die Krimihandlung eingestreut sind, die den Roman kostbar machen. Das und die liebenswerten Personen rund um Rosa Zambrano. 

Sie selbst sagt, die Stadt habe ihre eigenen Gezeiten. Wer in Zürich lebt, beginnt sich irgendwann nach ihnen zu richten. Während sich die einen mitten hineinstürzen in die shoppenden Menschenmengen auf der Bahnhofstrasse, in den Trubel spätnachts im ehemaligen Rotlichtquartier rund um die Langstrasse, weichen die anderen aus und kommen erst, wenn die Menschen gegangen sind. Rosa gehört zur zweiten Gruppe.

… zur ganzen Buchkritik geht es hier. Oder anschliessend im Videoformat.

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Ihr erster Krimi spielt in Zürich. Und hat das Zeug zum Bestseller. Eine Begegnung.

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Fazit: Seraina Kobler ist die Donna Leon der Schweiz!